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Selbstsicheres Auftreten üben – Körpersprache

Ein Mann mit T-Shirt steht mit angespannten Armen vor einer Holzwand.

Nachdem Sebastian Engman in der letzten Woche mit einem Blogbpost zum Thema Atmung die Grundlage für einen sicheren Stand gelegt hat, geht es diese Woche um die Körpersprache. Der Theaterpädagoge (BuT) gibt Tipps, wie Sie auch ihr Tinnitus nicht aus der Bahn wirft. Die Beiträge im Lenire-Blog geben stets die individuelle Perspektive des Autors wieder.

Wie kann man üben, auch bei erhöhtem Stress und Ablenkung einen sicheren Stand zu bewahren?

Ein stabiler Stand hilft, sich der eigenen inneren Größe und Stärke bewusst zu werden. Man geht leichter und offener durch seine Umgebung. Im Theater sprechen wir diesbezüglich von Präsenz. Die Darsteller und Darstellerinnen auf der Bühne entwickeln ein Standing. Damit ihre Handlungen und Bewegungen auf das Publikum überzeugend wirken, müssen sie in der Rolle klare Entscheidungen treffen. Jede Bewegung wird bewusst gesetzt. Jeder Gang hat ein Ziel. 

Üben Sie sicheres Auftreten:

  • Verweilen Sie nach den Atemübungen (Siehe Beitrag der vergangenen Woche)  im bewussten Stand.
  • Stellen Sie die Füße hüftbreit auf. (Fragen: „Was ist überhaupt hüftbreit? Stehe ich hüftbreit? Wo ist meine Hüfte?“)
  • Verbinden Sie die Füße aktiv mit dem Boden. Vielleicht hilft es, wenn Sie sich vorstellen, wie ein Baum mit dem Boden verwurzelt zu sein.
  • Strecken Sie die Beine nicht komplett durch. Wenn Sie mit den Knien den Stand leicht abfedern, wirkt Ihr Auftreten lebendig und Sie bleiben flexibel.
  • Nehmen Sie die Eigenschwingung des Körpers wahr.
  • Gestikulieren Sie bei Vorträgen oder Smalltalk (zu) viel mit den Händen? Resignieren Sie nicht. Versuchen Sie gezielt die Atmung bis in die kleinen Finger zu lenken. Die Hände erhalten Gewicht. Sie stärken eine klare Gestik.
  • Neigen Sie dazu, bei Präsentationen unruhig herumzulaufen? Machen Sie sich bei jedem Schritt den Boden bewusst. Fragen Sie sich: „Wie groß ist die Auflagefläche meiner Füße? Wie stabil gehe ich?“ Konzentrieren Sie sich darauf, nie die Bodenhaftung zu verlieren.
  • Treffen Sie bewusste Entscheidungen, damit Ihre Handlungen zielgerichtet wirken. Wo stehen Sie und wo wollen Sie hin?

Übung:

  • Stellen Sie sich aufrecht hin.
  • Fixieren Sie einen Punkt an der gegenüberliegenden Raumseite.
  • Gehen Sie zügig auf diesen zu.
  • Kurz bevor Sie ihn erreicht haben, wenden Sie sich ab, suchen sich einen neuen Punkt und gehen auf diesen zu.
  • Wiederholen Sie den Vorgang mehrfach. Die Geschwindigkeit und die Richtungen können variieren.
  • Achten Sie auf eine aufrechte Körperhaltung. Stellen Sie sich vor, dass Sie auf eine andere Person zulaufen, um ihr etwas Wichtiges zu erzählen.

Die Übung hilft, schnelle Entscheidungen zu treffen. Sie lernen, einen sicheren Gang zu entwickeln, auch bei stressigen Umweltfaktoren.

Wie steigere ich mein Selbstvertrauen, wenn eine (berufliche) Situation mich überfordert?

Schauen Sie Ihrem Gesprächspartner in die Augen, während Sie sich unterhalten. So fühlt sich Ihr Gegenüber wahrgenommen und Sie wirken präsent und konzentriert. Wenn es anfangs schwer fällt, direkten Augenkontakt zu suchen, fokussieren Sie einfach den Bereich zwischen den Augen. Die andere Person wird es nicht bemerken und Sie behalten Ihre Selbstsicherheit.

Selbstsicheres Auftreten mit Ohrgeräuschen

Schaffen Sie sich Umgebungsbedingungen, in denen Sie sich wohlfühlen. Stimmt die Atmosphäre, erleichtert das die Kommunikation. Wer kennt sie nicht, die Gespräche zwischen Tür und Angel im Großraumbüro oder nach Feierabend in der Kneipe? Die Umgebungsgeräusche sind hier meist so laut, dass es schwer fällt, sich auf den Inhalt zu konzentrieren. Formulieren Sie offen die Bitte, das Gespräch in ruhigerer Umgebung ungestört fortzusetzen. Vielleicht können Sie kurz vor die Tür gehen oder in den Nebenraum wechseln. Auf diesem Weg können Sie der angespannten Situation entfliehen, ohne bspw. Einschränkungen durch Ohrgeräusche zur Sprache bringen zu müssen. Die Floskel ist im beruflichen Kontext durchaus gängig und erfordert keine Rechtfertigung. Vielleicht ist Ihr Gesprächspartner sogar dankbar, wenn Sie ihn aus der Situation befreien.

Insbesondere bei Nervosität vor Vorträgen kann es helfen, vor dem Sprechen noch einmal ganz bewusst vollständig auszuatmen. Erst nach erneutem Einatmen beginnen Sie mit dem Sprechen. Das hat zur Folge, dass Sie in ihrem Grundton beginnen und nicht mit erhöhter, wackeliger und unsicherer Stimme. Ihre Kompetenz wird gesteigert und die innere Ruhe gefördert.

Gestärkt aufeinander zugehen

Die Übungen für die körperliche und mentale Ebene sind der erste Teil, die Bedürfnisebene der Zweite. Werden Sie Sich Ihrer eigenen Bedürfnisse bewusst und sprechen Sie diese an. Das steigert Ihr Wohlbefinden und hilft beim klaren Auftreten. Schenken Sie sich etwas Zeit und schulen Sie Ihre Atmung und Standfestigkeit!