Medizinisch
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Was sind die Ursachen von Tinnitus?
Hörverlust als Altersfolge ist bei weitem die häufigste Ursache für Tinnitus.
Andere Auslöser können sein:
– Schäden am Trommelfell
– Mittelohrentzündungen
– die Menière-Krankheit
– ein akustisches Trauma ausgelöst durch zu laute Geräusche
– gewisse Medikamente
– Kopfverletzungen
– Kieferprobleme (craniomandibuläre Dysfunktion, kurz CMD)
– StressIn seltenen Fällen wird Tinnitus mit Hörverlusten in Verbindung gebracht, die durch eine Blockade oder eine andere Beeinträchtigung des Mittelohrs verursacht werden. Sie verhindert die Weiterleitung der Schallwellen in das Innenohr.
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Was sind die Symptome bei Tinnitus?
Die Erfahrungen von Menschen, die an Tinnitus leiden, sind sehr unterschiedlich. Viele beschreiben ihn als ein irritierendes Klingeln im Ohr. Für andere hört er sich wie ein Rauschen, Sausen, Piepen, Pfeifen oder Pochen an. Er tritt in einem oder beiden Ohren oder im Kopf sowie, in seltenen Fällen, außerhalb des Kopfes auf. Die meisten nehmen ihn den gesamten Tag als kontinuierliches oder in der Lautstärke schwankendes Geräusch wahr. Bei zunehmender Stille, etwa nachts, wenn sie nicht so stark von anderen Tönen überdeckt werden, sind die Ohrgeräusche deutlicher zu hören. Für andere ist es ein Geräusch, das abwechselnd da und weg ist. Einige Betroffene berichten von einem einzigen Ton, während andere eine ganze Palette an Tönen und Geräuschen hören. Zusätzlich zu diesen bekannten Vorkommen kann der Ton selbst sowohl in der Höhe als auch der Lautstärke variieren.
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Wer ist von Tinnitus betroffen?
Im Gegensatz zu anderen Erkrankungen ist die öffentliche Wahrnehmung von Tinnitus gering, obwohl rund 10% der deutschen Bevölkerung im Laufe ihres Lebens unter den Symptomen leiden. Das entspricht ca. 10 Millionen Menschen in Deutschland. Das Alter spielt keine Rolle. Selbst Kinder sind betroffen. Statistisch gesehen ist Tinnitus weit häufiger bei Erwachsenen verbreitet. Er wird mit dem Verlust der Hörfähigkeit in Verbindung gebracht. Diese nimmt im Alter zu.
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Was ist Neuromodulation?
Neuromodulation ist eine vergleichsweise neue Form der Therapie. Sie kann bei einer ganzen Bandbreite von Erkrankungen angewandt werden. Erst vor kurzem wurde ihr mögliches Potential zur Behandlung von Tinnitus entdeckt. Vereinfacht ausgedrückt, soll sich die neurale Aktivität durch die Aussendung eines gerichteten Reizes (Stimulus) verändern. Dieser wird etwa zur Stimulierung eines Nervs genutzt. Neuromod hat eine Behandlungsmethode für Tinnitus entwickelt. Sie führt das Prinzip der Neuromodulation einen Schritt weiter und kombiniert die gleichzeitige Stimulation zweier Nerven (bimodale Neuromodulation). Die Behandlungsmethode heißt Lenire.
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Neurowissenschaft in der Tinnitus-Behandlung
Was versteht man unter Neuroplastizität?
Wie auch immer es letztlich zu einer Form von Hörverlust gekommen ist – sei es durch den Alterungsprozess, eine Verletzung oder zu hohe Lautstärke – ein sich daraus ergebender Tinnitus wird als Folge von “Neuroplastizität” verstanden. Neuroplastizität ist die Fähigkeit des Gehirns, sich anzupassen und neue Verbindungen zu knüpfen. Es handelt es sich um einen lebenslangen Prozess. Man unterscheidet zwei Arten von Neuroplastizität.Adaptive Neuroplastizität
Unter normalen Umständen ist die Anpassungsfähigkeit des Gehirns sehr hilfreich. Sie kommt bspw. zum Einsatz, wenn das Gedächtnis verbessert oder ein Instrument erlernt werden soll. Dies bezeichnet man als adaptive Neuroplastizität.Maladaptive Neuroplastizität
Im Falle eines Tinnitus‘ wirkt sich Neuroplastizität zum Nachteil des Betroffenen aus. Man spricht dann von “maladaptiver Neuroplastizität”. Die Folgen führen zu einem Ungleichgewicht in den Gehirnabläufen. Aus diesem können unerwünschte gesundheitliche und neurologische Beeinträchtigungen entstehen, darunter auch Tinnitus.Das geht folgendermaßen vor sich: Nach einem Hörverlust versucht das Gehirn, sich durch neue Verknüpfungen selbst zu reparieren. Solche Neuverknüpfungen treten auf, wenn unsere Gehirnzellen registrieren, dass sie die gewohnten Töne nicht mehr wahrnehmen können. Anders ausgedrückt, fehlt es ihnen an “akustischer Aktivierung”. Veränderungen bei der Weiterleitung zwischen Ohr und Gehirn sind die Folge. Die Gründe hierfür sind nicht ausreichend bekannt. Man geht davon aus, dass die veränderten Hirnmuster – verursacht durch die fehlgeleitete Neuroplastizität – bei den meisten Betroffenen für das Entstehen der Ohrgeräusche verantwortlich sind.
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Welchen Tinnitus habe ich?
Akuter oder chronischer Tinnitus?
Viele Menschen bekommen Tinnitus für einen überschaubaren Zeitraum. Ohrgeräusche von nicht mehr als drei Monaten Dauer betrachtet man als “akuten Tinnitus”. Er tritt häufig durch zu laute Musik auf. Auslöser können sowohl ein Konzertbesuch als auch der Gebrauch von Kopfhörern sein. Gelegentlich sind eine erhöhte Ohrenschmalzproduktion, die Folgen einer Grippe oder eine Erkältung die Ursache. In den meisten Fällen verschwindet der Tinnitus wieder. In einigen wird er chronisch. Bei bis zu 15% der Menschen unter den etwa 10%, die insgesamt betroffen sind, entwickeln sich die Beschwerden zu einem dauerhaften und lästigen Problem.Was ist der Unterschied zwischen subjektivem und objektivem Tinnitus?
Ganz allgemein ausgedrückt gibt es zwei Arten von Tinnitus.Subjektiver Tinnitus wird nur von der Person selbst wahrgenommen. Es handelt sich um die verbreitetste Tinnitus-Art. Sie umfasst alle oben genannten Symptome.
Objektiver Tinnitus kann von dem Arzt bei einer Untersuchung des Gehörs über das Stethoskop wahrgenommen werden. Die eher seltene Form des Tinnitus‘ wird durch Probleme im Blutkreislauf oder bestimmte Bewegungen der Gehörmuskeln verursacht.
Die Behandlung von Ohrgeräuschen mit Lenire zielt auf subjektiven Tinnitus ab. Deshalb ist im Folgenden, wenn von Tinnitus die Rede ist, nur dieser gemeint.
Tinnitus-Schweregrade
Grad 1: Der Betroffene kann gut mit dem Tinnitus leben.Grad 2: Der Tinnitus macht sich hauptsächlich bei Stille bemerkbar und tritt bei Stress und Belastung auf.
Grad 3: Die Ohrgeräusche führen zu einer andauernden Belastung im privaten und beruflichen Leben.
Es treten starke Begleiterscheinungen auf. Der Betroffene kann noch arbeiten.Grad 4: Völlige Dekompensation. Es liegt eine sehr schwere Beeinträchtigung vor. Der Patient kann nicht mehr arbeiten.
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Was ist Neuroplastizität?
Unter Neuroplastizität versteht man die Fähigkeit des Gehirns, sich ständig neu zu vernetzen und neue Verknüpfungen herzustellen. Dieser Prozess hält das ganze Leben lang an. Für gewöhnlich handelt es sich hierbei um hilfreiche Vorgänge, etwa wenn wir das Spielen eines Instrumentes oder eine Sprache erlernen. Man spricht dann von adaptiver Neuroplastizität. Allerdings gibt es auch Formen von maladaptiver Neuroplastizität mit negativen Folgen. Knüpft unser Gehirn neue Verknüpfungen nach einem Gehörverlust, beispielsweise zur Reparatur der Schäden. Dann wird angenommen, dass dies Tinnitus-Symptome auslösen kann. Dies ist dann ein Fall von maladaptiver Neuroplastizität.
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Was ist bimodale Neuromodulation?
Bei der bimodalen Neuromodulation werden zwei Nerven gleichzeitig stimuliert und nicht nur ein Nerv. Im Fall von Lenire® wird der Trigeminusnerv über die Zunge stimuliert und gleichzeitig das Gehör. Forschungen haben gezeigt, dass die gemeinsame Stimulierung dieser beiden Nerven eine schnellere adaptive Neuroplastizität fördert, also die Knüpfung positiver neuer Verbindungen im Gehirn. Dies wiederum lenkt die Aufmerksamkeit und mildert die Sensibilität des Gehirns für das Tinnitusgeräusch wesentlich besser ab, als wenn nur ein statt zwei Nerven stimuliert werden.
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Welchen Einfluss können Hörgeräte auf die Behandlung haben?
Nach der Anpassung eines Hörgerätes wird dazu geraten 90 Tage zu warten und erst dann eine Behandlung mit Lenire® zu beginnen. Dieser Zeitraum soll sicherstellen, dass der oder die Betroffene sich an das Hörgerät gewöhnt hat und es funktioniert. Patienten sollten ihr Hörgeräte eine Stunde vor Beginn der Anwendung von Lenire® nicht mehr nutzen und auch im Anschluss eine Stunde warten, bis sie sie wieder einsetzen. Dies ist eine Vorsichtsmaßnahme, um eine Überreizung der Gehörnerven zu vermeiden.
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Gibt es Einschränkungen für Menschen mit einem überempfindlichen Gehör (Hyperakusis)?
Lenire® wird individuell eingestellt und angepasst. Nach der Anpassung kann die Lautstärke um bis zu 12db erhöht oder reduziert werden. In Fällen von Überempfindlichkeit wird empfohlen, sich vor Beginn der Behandlung mit dem zuständigen medizinischen Fachpersonal zu besprechen.
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Ist die Behandlung nach zwölf Wochen zu Ende?
Die von Neuromod durchgeführten medizinischen Studien erstreckten sich über einen Zeitraum von zwölf Wochen. Einige Patienten können bereits nach sechs Wochen Ergebnisse erkennen, bei anderen dauert es zwölf Wochen oder länger. Wenn Sie die erste zwölfwöchige Behandlungsphase beendet haben, wird ihr zuständiger Behandler Ihre Symptome überprüfen und anschließend mit Ihnen gemeinsam besprechen, ob eine Fortsetzung (über die zwölf Wochen hinaus) notwendig und für Sie sinnvoll ist.
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Für welchen Tinnitus ist Lenire am besten geeignet?
Lenire wird für Patientinnen und Patienten mit einem sogenannten subjektiven Tinnitus empfohlen. Bei dieser üblichen Form des Tinnitus werden die Geräusche – welcher Art auch immer – nur von der betroffenen Person gehört.
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Wie wird chronischer Tinnitus behandelt?
Neuroplastizität ist die Fähigkeit des Gehirns, sich anzupassen und neue Verbindungen zu knüpfen. Es handelt es sich um einen lebenslangen Prozess. Unter normalen Umständen ist die Anpassungsfähigkeit des Gehirns sehr hilfreich. Im Falle eines Tinnitus‘ wirkt sie sich zum Nachteil des Betroffenen aus. Nach einem Hörverlust versucht sich das Gehirn, selbst zu reparieren. Es baut neue Verknüpfungen. Ohrgeräusche können die Folge sein. Man spricht von “maladapriver Neuroplastizität”.
Wissenschaftliche Forschungen und medizinische Studien zeigten, dass es bei einer kombinierten Stimulation der Gehör- und sogenannten somatosensorischen Nerven (zum Beispiel über die Zunge) besser gelingt, positive Neuroplastizität anzuregen. Bimodale Neuromodulation wirkt der fehlgeleiteten Neuroplastizität entgegen. Sie gilt als Ursache für die Entstehung von Ohrgeräuschen. Die Kombination von Stimuli kann eine größere und nachhaltigere Wirkung bei der Reduzierung des Tinnitus erzielen.
Diese Erkenntnisse nutzt das non-invasive Verfahren von Lenire. Die Methode wird mit Lenire erstmals vermarktet.
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Wie funktioniert Neuromodulation?
Neuromodulation zielt, vereinfacht ausgedrückt, darauf ab, neurale Aktivität durch die Aussendung eines gerichteten Reizes (Stimulus) zu verändern.
Ein bestimmter Nerv oder Gehirnbereich wird gezielt angeregt. Die neuronalen Aktivitäten im Inneren des Körpers oder Gehirns verändern sich oder passen sich an. Hierfür kann beispielsweise ein schwacher, elektronischer Energieimpuls eingesetzt werden.
Der Gesundheitszustand soll durch die Behandlung nachhaltig verbessert werden.
Lenire führt als neue Behandlungsmethode für Tinnitus (Ohrgeräusche) das Prinzip einen Schritt weiter. Es stimuliert zwei Nerven gleichzeitig. Das bezeichnet man als „bimodale Neuromodulation.“
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Anwendungsbereiche von Neuromodulation
Anwendungsbereiche von Neuromodulation:
Epilepsie
Schmerzen
Störungen der Bewegungsabläufe
Depressionen
Das Potenzial der Neuromodulation zur Behandlung von Tinnitus wurde erst vor kurzem entdeckt. -
Für welche Personen ist Lenire nicht geeignet?
- Minderjährige
- Während einer Schwangerschaft, es sei denn, es wird von einem Arzt angeordnet.
- Betroffene mit einem Herzschrittmacher, Defibrillator oder ein anderes aktives implantierbares Gerät
- Betroffene, die an Epilepsie oder anderen Erkrankungen leiden, die zum Bewusstseinsverlust führen können.
- Betroffene, die Läsionen, Wunden oder Entzündungen in der Mundhöhle haben.
- Betroffene, die an einer Krankheit leiden die eine Empfindlichkeitsstörung an der Zunge verursacht.
Es muss vor Therapiebeginn abgeklärt werden, ob Sie für die Behandlung mit Lenire geeignet sind, dies kann durch den Behandler in Ihrer Nähe entschieden werden.
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Schwankung der Tinnitus-Stärke während der Lenire Nutzung
In der klinischen Studie mit 326 Teilnehmern (TENT-A1-Studie) wurde bei manchen Patienten eine Schwankung oder Verschlechterung der Tinnitus-Symptome zu Beginn der Behandlung festgestellt. Im Fortgang der zwölfwöchigen Behandlung wurden diese Veränderungen immer weniger beobachtet. Im Allgemeinen konnten diese Veränderungen nur bei wenigen Patienten festgestellt werden und in keinem Fall kam es zu einer langfristigen Verschlechterung der Symptome. Die Studie zeigt, dass die Behandlung mit Lenire sicher angewendet werden kann.
Es wird empfohlen die Behandlung mit Lenire für mindestens 10 Wochen durchzuführen. Bei einer signifikanten Verschlechterung konsultieren Sie bitte Ihren Behandler.
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Wie wirksam ist die Behandlung bei Betroffenen, die seit 20 Jahren oder noch länger einen chronischen Tinnitus haben?
Unsere klinischen Daten deuten darauf hin, dass Betroffene, die seit mehr als 20 Jahren einen chronisch subjektiven Tinnitus haben, möglicherweise keine spürbare Linderung ihrer Tinnitus-Symptome durch die Behandlung mit Lenire feststellen können. Die Dauer des Tinnitus ist stellt jedoch keine Kontraindikation zur Behandlung mit Lenire dar und eine mögliche Linderung der Tinnitus-Symptome muss nicht ausgeschlossen werden. Nehmen Sie in diesem Fall Kontakt mit einem Lenire-Behandler auf.
Wie kann dies erklärt werden?
Tinnitus ist ein komplexes neurologisches Symptom. Kommt es im zentralen Nervensystem des Gehirns zu fehlerhaften neuronalen Anpassungen, so kann Tinnitus entstehen. Auslöser kann bei Betroffenen zum Beispiel ein Hörverlust sein. Um die Tinnitus-Beschwerden zu lindern, muss diesen fehlerhaften Anpassungen im Gehirns entgegengewirkt werden. Hierfür benötigt das Gehirn neue Reize. Dieses Prinzip kommt in der Behandlung mit Lenire durch die sogenannte bimodale Neuromodulation zum Einsatz. Durch bimodale Neuromodulation werden im Gehirn neuronale Anpassungen ausgelöst Dies bezeichnet man als neuroplastische Prozesse. Bei einer Tinnitus-Dauer von 20 Jahren oder mehr haben sich fehlerhafte Anpassungen im Gehirn manifestiert. Dies kann dazu führen, dass eine Behandlung mit Lenire nicht den selben Behandlungserfolg erzielen kann, wie bei Betroffenen, die seit weniger als 20 Jahren einen chronischen Tinnitus haben.