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Entspannung und Ausgleich in der Natur – Landedition

Für Tinnitus-Betroffene gehen die Ohrgeräusche oft mit einer starken Belastung einher. Sie lenken ab und erschweren es, sich auf den Alltag zu konzentrieren. Der Lenire-Blog lädt Betroffene ein, von ihren Erfahrungen zu berichten und Tipps zu teilen.

Und dann muss man ja auch noch Zeit haben, einfach da zu sitzen und vor sich hin zu schauen.

Astrid Lindgren

Das Zitat der schwedischen Autorin spiegelt die Sehnsucht nach Ruhe und Erholung wieder. Doch oft erscheint Entspannung gar nicht so leicht.

Brigitte Schubert schafft Anreize zum Verweilen in der Natur. Die Dipl. Sozialpädagogin widmet sich in ihren Texten, diese und nächste Woche, den Fragen, was Bedingungen für Erholung sein können und wie man auch in der Stadt einen Zugang zur Natur findet. Sie lädt ein, auch bei schlechtem Wetter einen Schritt vor die Tür zu wagen. Als Tinnitus-Betroffene gibt sie Einblick, inwiefern Ausflüge ins Grüne Ohrgeräusche lindern können.

Wie lässt sich freie Zeit draußen gestalten?

Egal ob der Wunsch nach Bewegung oder die Sehnsucht, die Seele baumeln zu lassen, es gibt vielfältige Optionen für Tätigkeiten im Freien. An manchen Tagen genieße ich es, ruhig in der Sonne zu sitzen. An anderen liebe ich die aktive Arbeit mit Holz oder im Garten. Stimmen Sie die Wahl der Aktivität individuell auf Ihre Bedürfnisse ab:

  • Sport, z.B. Joggen, Skaten oder Spazieren gehen
  • Erstellung von Dekoration für den Außen- oder Innenbereich
  • Do it yourself Projekte, z.B. Möbel selbst herstellen/Upcycling
  • Gartenarbeit; dabei mit dem Jahr gehen: Sähen, Gießen, Hacken, Ernten, Unkraut jäten, Laub rechen…
  • Ankommen und Dasein…

Wann ist eine gute Zeit für einen Ausflug ins Grüne?

Ich habe mir angewöhnt, jeden Tag mindestens einmal vor die Tür zu gehen. Das erleichtert den Aufbau einer Routine. Im Winterhalbjahr bietet sich eine Ausrichtung nach dem Rhythmus der Sonne an. Wie wäre es mit einem Vormittagsspaziergang als kurze Unterbrechung des Arbeitstages? Im Sommer können Sie die Zeit an den Temperaturen orientieren. Die frische Luft macht den Kopf frei für neue Kreativität. Ich lenke meine Aufmerksamkeit dabei auf den kontinuierlichen Wandel der Natur im Laufe der Jahreszeiten. Die Veränderungen können zudem als Bild für die eigene Entwicklung dienen. So wie die eigene Lebenssituation, die Gefühle und auch der Zustand des Tinnitus variieren, durchläuft die Umwelt Jahr für Jahr verschiedene Phasen.

Wie motiviert man sich, bei schlechtem Wetter vor die Tür zu gehen?

Im Winter oder bei langen Phasen mit Regen, Wind oder (Sommer-)Gewitter ist die Verlockung größer, die Wohnung nicht zu verlassen. Doch insbesondere in Zeiten mit weniger Licht tut es mir gut, täglich vor die Tür zu gehen. Ich nehme mir fest vor, zumindest eine Runde ums Haus zu gehen. So lässt sich die Stimmung des Wetters wahrnehmen und ich habe die Gelegenheit, kurz durchzuatmen.

Vielleicht kann es helfen, das Wetter als Bild für den eigenen inneren Zustand zu sehen, um einen positiven Bezug herzustellen. Die Naturphänomene spiegeln Gefühle wie innere Unruhe, Frustration oder Ärger wieder. Sich bewusst zu machen, dass auch in der Umgebung viel in Bewegung ist, kann ein Gefühl von Verstandensein und Akzeptanz auslösen. Bei Wind und Regen muss man sich mehr anstrengen, um draußen unterwegs zu sein. Dabei wird man sich der eigenen Kraft bewusst und gewinnt Selbstsicherheit für die Herausforderungen des Alltags.

Was ist der Vorteil an regelmäßigen Aufenthalten in der Natur?

Alleine draußen unterwegs zu sein, bedeutet, dass man sich in einer wertungsfreien Umgebung befindet. Den Druck und die Anforderungen aus dem Alltag legt man einen Augenblick beiseite. Die Faktoren, die sich sonst oft negativ auf den Tinnitus legen, treten in den Hintergrund. Sich dieses Schutzraums bewusst zu sein, kann helfen, sich selbst und die eigenen Bedürfnisse wahrzunehmen.  Ich erlebe die Weite der Natur und mich als kleinen Teil dessen. Gleichermaßen bin ich für mich das Wichtigste und genau so richtig, wie ich bin. Diese Erkenntnis ist, in meinen Augen, ein großes Geschenk.